100 Jahre im Banne des Rades

Raum und Zeit ergeben eine Einheit. Ergeben Bilder einer fernen Welt. Einer vergangenen Welt. Einer Welt, die langsamer war. Vielleicht mit mehr Inhalt. Vielleicht liebevoller und ehrlicher. Alles verschwunden. Raum und Zeit existieren hier nicht mehr. Die Bilder dokumentieren eine Welt, welche abgerissen wurde. Die Moderne hat übernommen. Doch die Geschichten leben weiter. In den Herzen der Menschen.

Am Ende bleiben immer nur Erinnerungen. Ferne, verschwommene Bilder des Grossvaters. Der Grossmutter. Es bleiben Gerüche. Der Geruch der alten Werkstatt. Der Geruch der alten Kleider, Vorhänge, Teppiche. Der Geruch von Holz. Der Geruch aus der grossmütterlichen Küche. Es bleiben Geräusche. Das Hämmern, Schneiden, Flicken aus der Werkstatt. Schritte auf dem alten Holzboden. Stimmen. Glückliche Stimmen.

Die Garage Aebi in Lyss war ein Zeitdokument. Bis zu ihrem Abriss 2017 lieferte sie diese mystischen Bilder. Als wäre die alte Generation eben erst ausgezogen. Erinnerungen. Ferne, verschwommene Bilder des Grossvaters. Der Grossmutter. Es bleiben Gerüche. Der Geruch der alten Werkstatt. Der Geruch der alten Kleider, Vorhänge, Teppiche. Der Geruch von Holz. Der Geruch aus der grossmütterlichen Küche. Es bleiben Geräusche. Das Hämmern, Schneiden, Flicken aus der Werkstatt. Schritte auf dem alten Holzboden. Stimmen. Glückliche Stimmen.

Betritt man die Räume, steht für einen Moment die Zeit still. Schwarzweiss-Film. Gerüche erzählen Geschichten. Stillleben. Puppen. Kleider. Und diese Werkstatt. Ursprung der Garage „Auto Aebi“. Man möchte dort gewesen sein. Mit dem Grossvater. Der Grossmutter. Man möchte wissen, ob das Leben damals ruhiger war. Lebenswerter.

Es ist die Welt der Familie Aebi aus Lyss. Alles begann 1912. Als der Grossvater seine eigene Schlosserei eröffnete. Das Haus, die Werkstatt lebten. Es war der Beginn einer bemerkenswerten Familiengeschichte. Einer Geschichte im Banne des Rades. Denn die Werkstatt, das Hämmern, Schneiden und Flicken sind nie verschwunden. Es wurde nur alles immer grösser. Moderner. Aber es blieb immer eine Herzensangelegenheit. Und eine Erfolgsgeschichte. Heute ist es die Garage „Auto Aebi“. Es sind nun die Enkelkinder welche das Unternehmen führen.

Was bleibt sind die Erinnerungen. An die alte Welt. Was bleibt sind diese Bilder. Und was bleibt ist dieser Moment, als die Zeit kurz still stand. Man konnte es fühlen, riechen, erahnen. Das alles irgendwann ein bisschen ruhiger war. Ehrlicher. Und sich das Rad in der alten Welt ein klein bisschen langsamer drehte. / Reto Blösch