Fidel Castro ist in Kuba lebendiger und präsenter denn je. Jeden Tag erscheint er mehrfach in Bild und Wort in den Zeitungen, spricht er im Radio und Fernsehen. Überall blickt er von Plakaten, alten Fotos und neuen Büchern, wird er in Liedern, Gedichten und an Anlässen zitiert. An Veranstaltungen und Vereidigungen wird seine Stimme ab Tonband und über Lautsprecher abgespielt – etwas Passendes findet sich immer, es gibt kein Thema, zu dem Fidel nichts gesagt hat, das Ton- und Bildarchiv ist unermesslich. Der Mann, von dem es gemäss seinem letzten Willen keine Statuen geben darf und nach dem keine Strassen und Gebäude benannt werden dürfen, wird von seinem Staat als Unsterblicher am Leben erhalten, als wäre er nur eben mal kurz weg. Nach offizieller Sprachregelung ist der Máximo Líder der Revolution nicht «gestorben» und demnach auch nicht «tot» – beide Worte sind tabu –, sondern eben nur «physisch verschwunden». / Oskar Alba